Digital Branding

EasyGov im Härtetest

Vor zwei Jahren entwickelte unsere Agentur im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) Namen und Webdesign eines neuen Online-Schalters, der den Austausch zwischen Unternehmen und Behörden digitalisieren und vereinfachen soll. In der Corona-Krise erlebten in den letzten Wochen auf einen Schlag rund 100’000 Schweizer KMU-Betriebe die Qualität des Portals «EasyGov».

Der Online-Schalter war von Beginn weg auf eine möglichst hohe Benutzerfreundlichkeit ausgerichtet, denn schliesslich ist der Name Programm: «EasyGov». Doch unsere Auftraggeber beim SECO, Martin Godel, Markus Pfister und Philippe Zimmermann schienen es damals hinsichtlich Usability auf die Spitze treiben zu wollen. Heute wissen wir; aus gutem Grund.

Die Lancierung des Portals löste bei den Medien mehrheitlich positive Reaktionen aus. «Der Bund» schrieb: «Behördenstress adé – easygov.swiss geht online» und die SRF-«Tagesschau» sah «EasyGov» als Mittel «gegen das Bürokratiemonster». Nur die NZZ wollte der Sache noch nicht so ganz trauen: «Spät, aber immerhin setzt der Bund mit diesem Portal ein Zeichen für Firmen. Sie dürfen – dem Internet sei Dank – auf einen Abbau der Bürokratie hoffen.»

In den letzten zwei Jahren haben sich über 25’000 Unternehmen auf easygov.swiss registriert, doch erst diesen März konnte EasyGov wirklich zeigen, was in der Plattform steckt: Gegen 100’000 Unternehmen bewarben sich über EasyGov um Liquiditätshilfen in der Corona-Krise. Sie erlebten, wie einfach Behördenadministration digital funktionieren kann – ohne dass dadurch Missbräuche allzu leicht möglich sind. Nun war auch die NZZ beeindruckt und schrieb am 16. April: «Im Idealfall wird ihnen (den KMU), eine halbe Stunde nachdem sie den Antrag an ihre Hausbank übermittelt haben, der Betrag gutgeschrieben.» Und trotzdem, so die NZZ weiter, sei es nicht einfach, den Staat hinters Licht zu führen und erklärt, welche Sicherheitsfunktionen im Antragsprozess berücksichtigt seien. Überdies sei die Buchprüfungsfirma PwC beauftragt worden, die Anträge zu kontrollieren. Nach Prüfung von 30% der 98 573 Anträge habe man – laut Angaben des SECO – keinen einzigen Doppelantrag ausfindig machen können. Die NZZ kam zum Schluss: «Die diversen Vorkehrungen der Behörden dürften missbräuchlichen Anträgen einen Riegel schieben.» Martin Godel, Leiter KMU-Politik beim SECO, kommentierte den NZZ-Artikel mit dem Titel «Corona-Kredite für KMU: Wie der Bund Betrüger abschreckt» auf LinkedIn trocken: «…auch was unbürokratisch ausgestaltet ist, öffnet Missbrauch nicht Tür und Tor.» Der Online-Schalter «EasyGov» macht seinem Namen alle Ehre.

— Ralph Hermann / 23.4.2020